initiative ulm digital e.V.

28.05.2020

Die alte Führung ist die neue

Die 2016 gegründete Initiative Ulm digital geht mit bewährtem Personal ins fünfte Jahr ihres Bestehens. Die Mitglieder des eingetragenen Vereins bestätigten auf der in Form einer Videokonferenz abgehaltenen Mitgliederversammlung alle sechs Vorstandsmitglieder. OB Günter Czisch und Uni-Präsident Michael Weber zollten Ulm digital Lob und Respekt.

Aus alt mach neu. So lässt sich das Ergebnis der Vorstandswahlen bei Ulm digital auf einen Nenner bringen. Die annähernd 30 der insgesamt 69 Mitglieder - sowohl Einzelpersonen als auch Verbände und Institutionen -, die an der Mitgliederversammlung teilnahmen, wählten den kompletten bisherigen Vorstand auf zwei weitere Jahre. Und das ohne Gegenstimmen. Die Führungsriege bilden damit weiterhin Heribert Fritz (Vorsitzender), Gerhard Gruber und Andreas Buchenscheit (beide stellvertretende Vorsitzende), Björn Semjan (Schatzmeister), Antonija Scheible (Schriftführerin) und Bernd Pötter.
Das Sextett darf für sich beanspruchen, die Initiative in den knapp vier Jahren ihres Bestehens nicht nur fest in Ulm etabliert, sondern auch eine Reihe von erfolgreichen Projekten angestoßen und gefördert zu haben. Jedenfalls erntete Ulm digital auf der wegen Corona  als Videokonferenz einberufenen Mitgliederversammlung dickes Lob aus berufenem Munde. Professor Dr. Michael Weber und Günter Czisch, beide Mitglieder im Berat der Initiative, rühmten das gemeinsame Wirken mit den Städten, der Wirtschaft und öffentlichen Institutionen, das Ulm zukunftsfähig auf dem Weg in die Digitalisierung gemacht habe. Der Uni-Präsident und der Ulmer Oberbürgermeister waren sich im Übrigen darin einig, dass die aktuelle Krise den schlagenden Beweis liefere, „dass das Leben ohne Digitalisierung nicht mehr vorstellbar ist und ihr  Mehrwert jetzt umso erkennbarer wird“ (Weber) und dass „Vieles, was zuvor gar nicht so recht gewollt war, jetzt plötzlicher Normalfall ist“ (Czisch). Professor Dr. Frank Kargl, einer der Digital-Spezialisten an der Uni Ulm, sagte es noch drastischer: „Hätten wir jetzt nicht das Internet als Rückgrat der digitalen Infrastruktur, könnten wir den Laden dicht machen.“
Die Kernanliegen des Vereins sind nach den Worten Heribert Fritz’, Menschen, Unternehmen und Ideen zusammenzubringen und fruchtbare Umfelder für digitale Talente und Projekte zu schaffen. Belege, dass dies ohne den Aufbau bürokratischer Monster gelingen kann, liefern das von Ulm digital ebenso unterstützte Verschwörhaus am Weinhof als auch die auf Betreiben der Initiative in Ulm beinahe im Handstreichverfahren eingerichtete Funktechnologie LoRaWAN, die das Internet der Dinge ermöglicht. Stefan Kaufmann (Projektchef Verschwörhaus), Sabine Meigel (Digital-Beauftragte Stadt Ulm), Andreas Buchenscheit, Antonia Scheible und Gerhard Gruber (alle drei von der Initiative Ulm digital) berichteten als Protagonisten über diese in der der Szene bundesweit beachteten Vorzeigeprojekte. 
So erfuhren die Mitglieder, dass das Verschwörhaus seit Juni vergangenen Jahres nicht weniger als 168 Veranstaltungen und Termine abgehalten hat, in denen allen möglichen Personen und Interesse ngruppen die Entwicklungen auf dem digitalen Markt nahegebracht wurden; dass das 2016 mit sieben Gateways gestartete LoRaWAN-Netz inzwischen gestützt wird durch mehr als 30 Gateways, die er ermöglichen, Daten aus alle möglichen Lebens- und Arbeitsbereichen von der Flusspegelstandsmessung über die Parkraum-, Müll- oder Verkehrsüberwachung bis zur Besucherstromzählung zu erfassen und auszuwerten; dass Ulm um dieses LoRaWAN-Netz bundesweit beneidet und es vielerorts nachgeahmt wird, weshalb es demnächst in einem LoRa-Park - einem zentralen öffentlichen Showroom - präsentiert werden soll. 
Schatzmeister Björn Semjan berichtete über geordnete Vereinsfinanzen. Die jährlichen Mitgliedsbeiträge - im abgelaufenen Vereinsjahr waren es 120 000 Euro - flossen im Wesentlichen zum Einen in die Förderung einer Personalstelle im Verschwörhaus, wobei Semjan in dafür bereit gestellten 47 000 Euro einen erheblichen Kraftakt sieht. Zum Anderen in eigene Veranstaltungen wie „10 mal 10 digital“, deren drei in den Räumlichkeiten der Sparkasse stets  gut besuchten Abende zusammen fast 50 000 Euro an Kosten verursachten. Semjan sagte, man sei bestrebt, die Mitgliederzahl von aktuell 69 bis Ende 2020 auf 80 zu steigern. Inwieweit Corona diesem ehrgeizigen Ziel einen Strich durch die Rechnung mache, müsse sich zeigen. Zu befürchten sei, dass die Corona-Krise der Bereitschaft, Vereine und Initiativen durch Mitgliedschaft zu unterstützen, abträglich sei.
Und welche netzpolitischen Konsequenzen sind aus der aktuellen Krise zu ziehen? Unter  Leitung von Professor Kargl arbeitet die Initiative an einem Konzept. Bislang sei erst das Stadium eines Arbeitspapiers erreicht, berichtete Kargl. Grundlegende Notwendigkeiten aber habe die Krise erkennbar zu Tage gefördert. „Die Verfügbarkeit eines breitbandigen, auch in Bermaringen, Asch oder Rißtissen verfügbaren Netzes ist unabdingbar“, sagte Kargl. Wobei Klaus Eder, Chef das Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm, dazwischen warf, die SWU seien dabei, nach den Städten nun auch das flache Land mit Glasfaser zu versorgen. Nochmals zurück zu Kargl, der weitere Folgerungen aus der Krise sieht: Die Glasfaser, also die physikalische Anbindung, müsse entbündelt werden vom Internet; notwendig sei die ausgewogene Balancierung von Up- und Download; durch Förderung freier Peerings seien Kommunikationsengpässe vermeidbar; dezentrale Dienste sollten gefördert werden, da zentrale Plattformen weniger krisenresilent und -resistent seien.

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