initiative ulm digital e.V.

27.10.2017

IT-Security ist ein Standortfaktor

Die Digitalisierung bedingt den kritischen Umgang mit den Gefahren und Risiken, die in ihr stecken. Das wurde bei der Jahresveranstaltung der initiative.ulm.digital im Stadthaus Ulm deutlich.

Einerseits: Die Digitalisierung nach Kräften vorantreiben, digitales Talent entdecken und fördern, nicht zuletzt die breite Öffentlichkeit auf dem Weg in dieses neue Zeitalter mitnehmen. Andererseits: unter Bürgern,  Wirtschaft, in der Wissenschaft, kurzum: in der breiten Öffentlichkeit Sensibilität dafür schaffen, wie anfällig und durch kriminelle Energie angreifbar die digitale Welt ist. Ein Widerspruch? Mitnichten. Vielmehr bedingt die Digitalisierung den kritischen Umgang mit den Gefahren und Risiken, die in ihr stecken.
Es bedürfe des wachen Bewusstseins eines jeden Einzelnen, mit dem Internet vorsichtiger und wachsamer umzugehen, nicht alles und jedes von sich preiszugeben und sich damit anonymen Kräften im Netz auszusetzen, sagte Thomas Brackvogel, Geschäftsführer der Neue Pressegesellschaft, im Resümee der Jahresveranstaltung der Initiative ulm.digital. Sie war unter den Titel „Cybercrime und IT-Security“ gestellt worden. 
Ein Thema, das mobilisiert  und Menschen Beine macht. Jedenfalls waren der Einladung des  eingetragenen Vereins um den Vorsitzenden Heribert Fritz mehr als 400 Gäste gefolgt, so dass die Plätze im Stadthaussaal knapp wurden. Dort hatte Gerhard Schabhüser nicht nur für  verstärkte Aufklärung über Cyberattacken, Hackerangriffe und sich im Netz virusartig ausbreitenden kriminelle Energien plädiert.

Der Vizepräsident des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik wandte sich direkt auch an Hersteller und Verbraucher: „Wir brauchen einen Paradigmenwechsel.“ Security müsse ein eiserner Grundsatz und Vorsatz werden in der IT und damit die Systematik ablösen, „dass wir immer hinterher hinken und schlechte Systeme reparieren“. Denn: „IT-Sicherheit wird Standort- und Wirtschaftsfaktor.“ Wer da die Nase vorn habe, sei im Wettbewerbsvorteil.
Der Abend war zuvor zu eindrucksvollen Demonstration dessen geworden, dass nicht nur ein Magier wie Florian Zimmer mit zauberhaften Tricks einen sprachlos machen kann.
Atemberaubend ist, welche Möglichkeiten die IT jenen anonymen Kräften eröffnet, wenn auf die Sicherheit nicht höchsten Wert gelegt wird. Das jedenfalls wurde in den Vorträgen und Vorführungen der Unternehmer und Aktivisten der Ulmer Digital-Initiative, Björn Semjan und Andreas Buchenscheit, deutlich.
Laptops mittels USB-Stick unter Kontrolle bringen? Als Hacker vom Handy des Oberbürgermeisters Günter Czisch beim Sparkassen-Chef Manfred Oster anrufen? Laut Buchenscheit für denjenigen, der gut bewandert ist in Technik und Technologie, kaum ein Problem. Andererseits: Niemand sollte Angst vor Veränderungen haben, sagte Buchenscheit. Schutz durch gescheite Verschlüsselungen und gesicherte Verbindungen sei möglich.
Da ist es dann doch gut zu wissen, dass in Einrichtungen und Institutionen der sogenannten kritischen Infrastruktur die IT-Sicherheit Chefsache ist. Das versicherten dem Moderator des Abends,  Sebastian Pauls (Radio 7), jedenfalls de Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Ulm und der Geschäftsführer der Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm, Manfred Oster und Klaus Eder. Beide setzen im Übrigen auf aufgeklärte Mitarbeiter und deren kritischen Verstand. Was sich Sparkasse und SWU die Sicherheit ihrer Informationstechnologien kosten lassen, blieb freilich  im Ungefähren und in der Tiefe des Raumes stehen. Oster bezifferte den jährlichen Gesamtaufwand seines Hauses für IT mit acht Millionen Euro, darunter die Ausgaben für Security. Eder sagte, zehn Prozent des von ihm nicht näher bezifferten UT-Budgets würden für Sicherheit vorgehalten.
Und was plant die Digital-Initiative an neuen Initiativen, nachdem sie im ersten Jahr ihres Bestehens die Einrichtung de IT-Schmiede Verschwörhaus am Weinhof und die Einführung des Funknetzes LoRaWAN fürs Internet der kleinen Dinge tatkräftig unterstützt hat? Die Arbeit des Vereins sei weiterhin ausgerichtet auf die Förderung von Graswurzelprojekten, sagten  Heribert Fritz und OB Gunter Czisch. Letztlich diene alles dem Ziel, Ulm und die Region für digitale  Talente attraktiv zu machen. Um dieses kreative Potenzial an den hiesigen Raum zu binden und auf diese Weise zu erreichen, dass die Arbeitsplätze auch 2030 noch so sicher seien und die Wirtschaftskraft der Region noch stark sei wie derzeit. Heribert Fritz: „Wir wollen die Besten in dieser Superklasse-Stadt halten - oder sie hierher bringen.“
Dies geschieht  in Abstimmung und Kooperation sowohl mit dem Alb-Donau-Kreis und über die Landesgrenze hinweg mit Neu-Ulm (Fritz: „Auch die digitale Transformation macht schließlich nicht halt vor der Landesgrenze“) als auch mit den Hochschulen. Uni-Präsident Professor Michael Weber: Die jungen Menschen, die hier studieren, wollen Perspektiven sehen - „schon jetzt über 2030 hinaus“.
Erklärtes Ziel der Stadt ist nach den Worten Czischs der flächendeckende Ausbau des Glasfasernetzes, wozu die Stadtwerke  finanziell ertüchtigt werden müssten. Außerdem will der OB, dass Ulm als eine der ersten Städte mit dem megaschnellen Mobilfunknet z 5G ausgestattet wird. Derweilen bereitet die Initiative ulm.digital, so Fritz, mit dem Ulmer Handel  eine Kundenfrequenz-Messung während des Weihnachtsgeschäfts vor. Und sie denkt zusammen mit Akteuren aus der Kulturszene wie Ulmer Museum und Volkshochschule, die beide inzwischen der Initiative beigetreten sind, an eine digitale Kulturnacht im Jahr 2018.

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