NeuroPoint GmbH

21.06.2016

Multiple Sklerose besser verstehen - Gut besuchte Informationsveranstaltung im Ulmer Stadthaus

 „Wenn die Patienten die Krankheit besser verstehen, gehen sie auch besser mit ihr um“, betonte der Ulmer Neurologe Dr. Michael Lang bei einer mit über 120 Interessierten gut besuchten Informationsveranstaltung über Multiple Sklerose (MS) im Ulmer Stadthaus. 

Im Raum Ulm sind rund 1400 Menschen an MS erkrankt. Ohne aktive Mithilfe der Betroffenen und ihrer Angehörigen ist es kaum möglich, diese chronische Krankheit, an der im Großraum Ulm über 1400 Menschen leiden, optimal zu behandeln. Der Abend zeigte auf, dass es mittlerweile viele Therapien und Medikamente gegen die tückische Krankheit gibt, dass aber auch jeder Krankheitsverlauf von Patient zu Patient sehr verschieden ist. „Wir haben gegen MS immer mehr Pfeile im Köcher. Nur sind nicht alle für jede Verlaufsform geeignet“, verdeutlichte Dr. Michael Lang die Schwierigkeit. Über die nachlassende Gehfähigkeit, wegen dieser sich viele Patienten schämen, referierte zunächst Dr. Bernd Kramer. Er riet zu Sportübungen, bei Therapien auch zu Cannabis haltigen Medikamenten und, um mobil zu bleiben, auch zu eher ungewöhnlichen Geräten wie Segways oder Fußhebesystemen. Die Patientenakademie der neurologischen Praxis NeuroPoint biete neuerdings auch Sportkurse für MS-Kranke an. Wegen nachlassender Mobilität dürften die Patienten aber keinesfalls ihr soziales Leben einschränken. Dr. Kramer empfahl daher abschließend: „Niemals aufgeben“. Müdigkeit ist ein weiteres belastendes Alltagssyndrom der Krankheit. Auch Professor Dr. Herbert Schreiber riet zu körperlichem Training, Yoga und Wassertherapie. Vermeiden sollten MS-Kranke Schlafdefizit und Hitze. „Ein wirksames Medikament gegen Fatique (Müdigkeit) gibt es nicht“, informierte Dr. Schreiber. Dr. Andreas Wiborg empfahl in seinem Referat die Behandlung sofort nach dem ersten Schub und einen sofortigen Wechsel der Therape, wenn diese keine Wirkung zeigt oder wenn Nebenwirkungen zu einem Therapiewechsel zwingen. Die Therapie müsse „frühzeitig, kontrolliert und regelmäßig“ sein. „Ein ideales Medikament gibt es leider immer noch nicht“, so der Neurologe. Eine zum frühesten Zeitpunkt erfolgende Anpassung der Therapie auf auch stärker wirkende Medikamente stehe nicht unbedingt mit einer Verschlechterung der Lebensqualität im Zusammenhang. Neben den derzeit hier verfügbaren Substanzen könne auch ein neues in den nächsten Monaten auf den Markt kommendes Medikament mit dem Wirkstoff Daclizumab einen weiteren Benefit für die Patienten bringen, erläuterte Dr. Lukas Cepek in seinem Referat. Abschließend brachte Dr. Michael Lang, Leiter des NeuroPoint-Zentrums in Ulm, die Therapietreue zur Sprache. Denn selbst MS-Kranke, deren Therapie bis zu 30 000 Euro im Jahr koste, nähmen ihre Medikamente oft nur sehr nachlässig ein. Laut Lang hilft als Gegenmittel Information. NeuroPoint habe dieses Verhalten deutlich verändert durch seine Patientenakademie, verstärkte Betreuung durch medizinische Fachangestellte (früher: Arzthelferin) und neuerdings durch eine APP, über die Patient und Arzt kommunizieren, die Therapie kontrollieren und Untersuchungsergebnisse abrufen können. „Wir haben im Unterschied zu bundesweiten Zahlen um bis zu 60 Prozent nur 6 Prozent Kranke, die die Therapie abbrechen“, so Dr. Lang zufrieden. „Wenn der Patient seine Krankheit und die Einschätzung seines Arztes versteht, hat er ein Kontrollgefühl über seine Krankheit und ist dieser nicht mehr ausgeliefert. Er arbeitet viel besser bei seiner Therapie mit.“ „Die Patienten helfen damit sich und verhindern mit einer besseren Therapietreue zudem den Kollaps unseres Gesundheitssystems dadurch, dass sie Ressourcen nicht verschwenden“, sagte der bekannte Ulmer Neurologe zum Abschluss des Infoabends.

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