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27.03.2015

Mitarbeiter emotional über gute Führung und besondere Firmenkultur binden

70 Personalleiter und Geschäftsführer diskutieren beim
2. Ulmer HR-Kompetenzforum über Fachkräftemangel

Wie interessiert ein Personalchef in Zeiten des enormen Fachkräftemangels begehrte Kandidaten für das Unternehmen? Wie werden Mitarbeiter im Unternehmen gehalten, wenn täglich Angebote von Wettbewerbern kommen? Dies waren die Kernthemen beim 2. Ulmer HR-Kompetenzforum vor rund 70 Geschäftsführern und Personaleitern regionaler Unternehmen.
Der Mangel an Fachkräften werde immer gefährlicher, so dass manche Firmen bereits zu Guerilla-Methoden beim Abwerben greifen, so Ingrid Marold von der Personalberatung Marold aus Ulm und Initiatorin der HR-Kompetenzforen. Der Dialog mit Bewerbern und Mitarbeitern sei ausschlaggebend für den Erfolg.

Wenn aber Fachkräfte fehlen, verliert das Unternehmen an Wert, weil dann auch die Innovation fehlt. Beim Kampf um die Talente, dem so genannten Recruiting, hätten mittelständische Unternehmen gegen das Geld der Großunternehmen nur eine Chance. Sie müssen ihre Mitarbeiter emotional über gute Führung und besondere Firmenkultur binden, riet Huber den rund 70 Personalfachleuten und Geschäftsführern beim 2. HR-Kompetenzforum im Ulmer Flieger. Nur was Innen glänzt, kann Außen scheinen, fasste der Harald Huber, Geschäftsführer der ReTenCon AG aus München zusammen.
Ingrid Marold setzte die Bewerberbrille auf und wies auf die Notwendigkeit einer Wert schätzenden Kommunikation und eines zügigen Bewerbungsprozesses hin, um begehrte Kandidaten zu gewinnen. Die komplette Bewerbungsphase muss auf Augenhöhe ablaufen, so Ingrid Marold. Sie riet den Personalchefs, sich ein klares, sogar visuelles Bild von dem Bewerber zu machen. Wie sieht er aus, was kann er, was soll er tun, ja welche Hobbys soll er haben.
Für Manfred Loistl, Geschäftsführer der Ulmer Ingenics AG, steht die Unternehmenskultur an oberster Stelle, um Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten. Die beste Außendarstellung hilft nicht, wenn das schöne Bild innerbetrieblich nicht gelebt wird. In den Betrieben finde derzeit eine Demokratisierung statt, so Loistl. Denn über Soziale Medien und Bewertungsportale seien Bewerber hervorragend auch über interne Abläufe, Stimmung in der Belegschaft oder die Art der Führung informiert. Wenn Sie als Toparbeitgeber ausgezeichnet sind, das aber intern nicht umsetzen, ist das kontraproduktiv, warnte der Ingenics-Geschäftsführer. Partnerschaft, Vision, Perspektiven und Werte sind unser Erfolgsmodell, um Talente zu finden. Das international agierende Unternehmen mit derzeit 480 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern arbeitet zudem mit einem gemeinsam festgelegten Wertekodex. An acht Regeln vom Format der Präsentationen über Kleiderordnung bis zum aufgeräumten Schreibtisch - habe sich jeder absolut zu halten. In der Konsequenz überzeugen begeisterte Mitarbeiter die Bewerber. Dies dürfe dann auch in den Sozialen Medien verbreitet werden, wozu die Bewerber auch gezielt aufgefordert werden. Tue Gutes und lass es die Mitarbeiter in den Netzwerken bewerten, so Loistl.
Ebenfalls mit Werten und Unternehmensgeist ist Eckhard Rautenberg konfrontiert. Er ist Personalchef der derzeit 415 Mitarbeiter starken Transporeon Group. Das IT-Unternehmen mit Sitz in Ulm, das Lösungen für die Logistikbranche entwickelt und damit Marktführer in Europa ist, wächst jährlich um etwa 70 Mitarbeiter. Transporeon expandiert von der Softwarebude, so Rautenberg, zu einem Unternehmen, das DAX-Unternehmen als Kunden hat. Daher benötigen wir nicht nur die jungen wilden Software-Entwickler unter 30, sondern auch ältere, die mit Chefs in Großunternehmen auf Augenhöhe verhandeln. Aufgabe sei es, diese beiden Gruppen zusammenzubringen, aber auch neuen Führungskräften, die von vorherigen Stellen ein völlig anderes Arbeiten kennen, den Spirit der Ulmer Softwareschmiede mit Du-Kultur nahe zu bringen. Dass wir Mitarbeiter in Niederlassungen in 16 Ländern und auch viele im Homeoffice haben, macht dies nicht leichter, so der Personalchef.
Neue Mitarbeiter werden bei Transporeon in einem zweiwöchigen Programm eingeführt. Es geht um Gefühl und Leidenschaft für die Firma und die Arbeit, um Strukturen, Projekte, Training oder berufliche Weiterentwicklung, kurz um Spaß an der Arbeit. Man könne beispielsweise auch für einige Zeit in eine Niederlassung im Ausland wechseln. Die Firma unterstützt die Mitarbeiter bei Freizeitaktivitäten oder der Kinderbetreuung und organisiert Teambuilding-Aktionen vom Karaoke-Singen im Roxy bis zum Grillfest. Solche Konzepte kosten aber nicht nur Geld, sondern auch viel Zeit, betonte Rautenberg abschließend.
Modelle, wie ein Personalchef Führungskräfte findet und entwickelt, erläuterte Gerrit Rauch aus München. Auch für ihn sind der Dialog und die Art des Dialogs wichtig. Wer ein Gespräch führt, spricht mehr und hört nicht zu.
Respekt und Dialog sind auch für Angela Huber, Fachanwältin für Sozialrecht aus München, absolut notwendig beim Eingliederungsmanagement kranker Mitarbeiter. Ziel sei es, Gründe für die Arbeitsunfähigkeit zu finden und damit eine erneute Arbeitsunfähigkeit zu vermeiden und den Arbeitsplatz zu erhalten.
Ingrid Marold und Harald Huber zollten den Führungskräften der Ulmer Unternehmen großen Respekt und bescheinigten diesen unter Beifall der Personalchefs im Saal, dass sie damit State oft the Art, also ganz vorn mit dabei sind.
Fotos (honorarfrei): Gut besucht war das HR-Kompetenzforum im Ulmer Flieger
Fotohinweis: Daniel M. Grafberger

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